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Baum der Wahrnehmungsentwicklung

Ein gesundes Neugeborenes verfügt über eine solide Grundausstattung, sich selbst und die Umwelt wahrzunehmen. Die amerikanische Entwicklungspsychologin Anna Jean Ayres hat die Wahrnehmungsentwicklung bei Kindern anhand eines Baumes sehr plastisch dargestellt.

Grafik Wahrnehmungsbaum

Basis-Sinne (Körpersinne) stellen die Grundlage für die Entwicklung dar:

  • Spüren / Fühlen über die Haut
  • Spüren der inneren Organe (Viscerale Wahrnehmung)
  • Bewegung und Spüren der Muskeln, Sehnen und Gelenke (Kinästhetische Wahrnehmung)
  • Gleichgewichtssinn über das Innenohr (Vestibuläre Wahrnehmung)

Das Spüren und Wahrnehmen des eigenen Körpers wird durch die Wurzeln dargestellt.

Äußere Sinne:

  • Sehen (Visuelle Wahrnehmung)
  • Schmecken (Gustatorische Wahrnehmung)
  • Riechen (Olfaktorische Wahrnehmung)
  • Hören (Auditive Wahrnehmung)
  • Fühlen (Tastsinn / Haptische Wahrnehmung)

• Die Sinnesorgane, die die Wahrnehmung der Umgebung ermöglichen, werden durch den Baumstamm symbolisiert.

• Die Verknüpfung und Verarbeitung der verschiedenen Sinnesreize zu einem individuellen Gesamtbild werden durch die Äste des Baumes anschaulich gemacht (Sensorische Integration).
Anmerkung: Diese Sinne sind zwar noch unterschiedlich ausgeprägt, aber sie bilden das solide „Werkzeug“, die Umwelt zu entdecken und zu begreifen.

• Die Blätter und Früchte des Baumes stellen die erworbenen (Grund-)Fähigkeiten dar.

• Das Licht stellt zusammen mit den Werten Akzeptanz, Wärme, Kontakt und Beziehung die essentielle Rahmenbedingung für eine gesunde Entwicklung dar.

Wie Wahrnehmung funktioniert …

Mit der Wahrnehmung ist also das individuelle Empfinden und Aufnehmen von Umwelt- oder Körperreizen gemeint. Die Sinnesreize werden aufgenommen und neuronal ins Gehirn weitergeleitet und dort verarbeitet.

Jeder Mensch, ob jung oder alt, hat eine individuelle Wahrnehmung. Bei der „Auswertung“ der Sinnesreize im Gehirn spielen verschiedene Faktoren eine Rolle. So ist es nicht unerheblich, welche Erfahrungen der Mensch bisher gemacht hat, was er erlebt hat, wie er aufgewachsen ist und in welchem Umfeld er lebt.

Heuschrecken essen? Nein, danke…

Ein Beispiel gefällig? Wir Mitteleuropäer haben eine ziemlich klare Vorstellung davon, was als Lebensmittel genießbar ist und was nicht. Wir essen Gemüse, Getreide, Fleisch etc. Für viele Kulturen ist es aber auch heute selbstverständlich, Insekten (z.B. gegrillte Heuschrecken) kulinarisch zuzubereiten. Insekten sind aufgrund des hohen Eiweißgehaltes und (angeblich) guten Geschmackes eine Bereicherung des Speiseplanes. Bei einem durchschnittlichen Europäer hielte sich der Genuss diesbezüglich eher in Grenzen und würde so manchem Zeitgenossen den Appetit gründlich verderben. Das Geschmacksempfinden ist also erheblich durch unsere Umgebung geprägt, in der wir aufgewachsen sind und leben.

So, wie im Beispiel beschrieben, verhält es sich mit allen unseren Sinnen. Äußere Reize, die wahrgenommen werden, erscheinen uns objektiv. Wir gehen davon aus, dass der Nachbar den Himmel ebenso blau sieht, wie wir ihn wahrnehmen. Aber Stop! Wer sagt uns, dass unser Gegenüber die gleichen Farbnuancen erkennt wie wir? Vielleicht sieht er ganz andere Farbvarianten! Wahrnehmung ist also eine subjektive Angelegenheit, bei der wiederum Erfahrungswerte, Wünsche, etc., aber auch die körperlichen Voraussetzungen eine entscheidende Rolle spielen.

Auffälliges Verhalten – Hilfe ist möglich!

Wahrnehmungsstörungen können sich durch extremes Verhalten äußern. Wiederholte unerklärliche Wutausbrüche, extreme Ängste, extreme Reaktionen auf alltägliche Abläufe, unsoziales Verhalten, Sprachfehler, Lese- und Rechtschreibschwäche, Dyskalkulie können darauf hinweisen.

Wann wir von Wahrnehmungsstörungen sprechen können, ist eine Gratwanderung. Es müssen nicht immer fehlende körperliche Voraussetzungen Ursache einer Wahrnehmungsstörung sein. Ob eine Wahrnehmungsstörung vorliegt, können Kinder-Fachärzte und Psychologen/Psychiater durch diverse medizinische und psychologische Tests diagnostizieren.

Mit gezielt eingesetzter Ergotherapie können sehr gute Behandlungserfolge erzielt werden. Das Team der Ergotherapie-Praxis Rahmann bietet individuell abgestimmte Therapie-Maßnahmen. Die Krankenkassen übernehmen in der Regel die Kosten für die Behandlung.

Kostenlose Broschüren und weitere Materialien zum Thema gibt es hier:
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)


Ausarbeitung, Text und Grafik: Ilona Alice Bühring